VIABUY Kreditkarte und Konto

P.S.: „Damenwahl – darf ich bitten?“ … oder – was tun, wenn Sie von Saskia zum Tanz gebeten werden ?!

Geschrieben von Jan. Veröffentlicht in DAS FINALE

Veröffentlicht am 29. August 2011 mit noch keinem Kommentar

Fast täglich erreichen uns E-Mails von Lesern, die große Freude an denBeiträgen auf dieser Seite haben. Darüber freuen wir uns immer sehr. Gelegentlich meldet sich auch mal ein Kritiker, der mir vorwirft, ausschließlich Scherze zu Lasten anderer zu machen.

Aus diesem Grund berichte ich Ihnen in dieser Ausgabe also einmal, wie ich mich selbst von Zeit zu Zeit in aller Öffentlichkeit unverhofft und unbeabsichtigt zum Gespött eines breiten Publikums mache. Vorausgeschickt sei die Anmerkung, dass mir prinzipiell wenig peinlich ist. Aber dennoch gibt es Grenzen. Normalerweise verlasse ich das Haus beispielsweise nie unrasiert oder ungeduscht oder im Jogging-Anzug-Asilook oder so. Bis auf den einen Tag, an dem mein Sohn unbedingt in den Zirkus wollte, der gerade in Travemünde seine Zelte aufgebaut hatte. Die Zeit war wie immer knapp, und außer einem alten T-Shirt mit dem gut lesbaren Aufdruck „talentfrei“ (Dieter Bohlen Fans werden sich daran erinnern), einem verstaubten Käppi und einer zerrissenen Jeans war gerade irgendwie nichts griffbereit. Und nun raten Sie mal, wen der Clown Beppo mit grellem Scheinwerfer-Spot aus dem Publikum gezogen hat, um sich in der Manege am Sonntagnachmittag vor ausverkaufter rappelvoller Tribüne zum größten Löffel des Tages zu machen. Mich natürlich. War klar. Wusste ich.

Aber das wollte ich gar nicht erzählen. An einem sonnigen Freitagabend auf der Sonneninsel Mallorca besuchten wir im Südwesten gemeinsam mit Freunden eines unserer Lieblingsrestaurants direkt am Meer. Zu fortgeschrittener Stunde und ein paar frisch gezapfte kühle Blonde später betrat dann die Grand Dame der internationalen Travestieszene mit dem Künstlernamen Saskia Caprice die Bühne. Zugegeben, mit atemberaubendem Outfit und perfektem Make-up war die Illusion vortrefflich gelungen, und die Show war grandios, unterhaltsam und eine Spur erotisch zugleich. Mit etwas Unbehagen und einer leichten Vorahnung versuchte ich noch, meinen Stuhl von der Pole Position am Bühnenrand etwas aus der Schusslinie heraus hinter einen Baum zu rücken, so ganz dezent und klammheimlich, Stück für Stück quasi, immer dann, wenn Saskia Caprice gerade ihren verzückten Blick einmal kurz von mir wandte oder anderweitig beschäftigt war.

Was soll ich Ihnen sagen? Keine Chance. Ich war also so fällig wie eine süße reife Frucht, die vereinzelt am Ende eines langen Zweigs erstrahlte und förmlich darum bettelte, gepflückt zu werden. War klar. Wusste ich. Schon beim Einnehmen des Sitzplatzes zu Beginn des Abends hatte ich dieses gewisse Gefühl. Und da war Saskia auch schon. „Darf ich bitten?“ hörte ich noch, dann griff ihre bzw. seine trockene raue große Hand schon beherzt nach meiner und zog mich ins Scheinwerferlicht. Und bei Damenwahl MUSS der Herr mitmachen, hatte unser Tanzlehrer Herr Rohde immer gesagt, sonst sei das sehr unhöflich und alles andere als gesellschaftsfähig. Also gut. Der letzte Tanzkurs liegt zwar gute 25 Jahre zurück, aber mit so zwei drei Bierchen im Körper wirken die Schrittfolgen auf jeden Fall geschmeidiger. Wir haben also Wange an Wange, Hüfte an Hüfte und Auge in Auge mit einem improvisierten Mix aus Quickstep, Discofox und reichlich Drehungen die viel zu kleine Bühne gerockt, uns gegenseitig geführt, einen Scheinwerfer umgekippt, Videobeamer, Gäste und Servicekräfte angerempelt, solange, bis meine 46er Flip-Flop-Füße Saskias goldglänzenden High-Heels (Größe 43) in die Quere kamen. In einem furiosen Finish klammerte sich mein(e) Tanzpartner(in) (180 cm, 75 Kilo – schwitz!) an meinen Hals und schwang sich mit ausgestreckten Beinen beim einsetzenden Blitzlichtgewitter der Gäste und Passanten elegant in meinen Arm. Das war’s. Grölendes Gelächter und trampelnd applaudierendes Publikum, zum Glück verlangte keiner eine Zugabe. Natürlich wurde ich noch charmant und höflich zu meinem Platz eskortiert und mit einer Seidenschal-Streichelnummer belohnend und schmachtend mit der Frage verabschiedet, ob das eben in meiner Hose der Hotelzimmerschlüssel oder mein vibrierendes Handy gewesen sei.

Ich hoffe, den Auftritt hat keiner gefilmt und stellt das womöglich noch bei You Tube rein oder so.

In diesem Sinne, einen heißen und erlebnisreichen September wünscht

Ihr Jan Prollius

Keine Kommentare

Es gibt zur Zeit keine Kommentare für P.S.: „Damenwahl – darf ich bitten?“ … oder – was tun, wenn Sie von Saskia zum Tanz gebeten werden ?!. Vielleicht möchten Sie einen Kommentar hinzufügen ?

Kommentar hinterlassen